Feinstaub: Eine unsichtbare Gefahr für Lunge, Herz und Gefäße
Feinstaub ist für die Gesundheit schädlicher und weiter verbreitet als bislang gedacht
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina: Feinstaub begünstigt die Entstehung schwerwiegender Krankheiten
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina fordert zusätzliche Anstrengungen von der Umwelt- und Gesundheitspolitik, um die Feinstaubbelastung der Luft weiter zu reduzieren. Die Quellen für Feinstaub seien vielfältiger und die daraus resultierenden Schädigungen der Gesundheit schwerwiegender als bislang angenommen.
Gefährlicher Feinstaub ist in aller Munde und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Bei Feinstaubpartikeln handelt es sich um lungengängige Partikel mit einem Durchmesser kleiner 2,5 µm. Je kleiner diese feinen Partikel sind, desto tiefer können sie in den Körper und die Organsysteme eindringen. In Bronchien und Lunge lösen Feinstaubpartikel Entzündungen aus, bei Kindern verlangsamt sich das Lungenwachstum. Weitere Folgen von Feinstaub sind laut Stellungnahme der Leopoldina Herzinfarkte, Schlaganfälle sowie eine beschleunigte Arteriosklerose. Auch im Gehirn wurden entzündliche Vorgänge beobachtet und mit einer schnelleren Entwicklung einer Demenz bei älteren Menschen und einer verzögerten Intelligenzentwicklung bei Kindern in Verbindung gebracht. Neben entzündlichen Reaktionen kann Feinstaub auch auf andere Weise Schäden im Herz-Kreislauf-System hervorrufen.
Studie der Oxford Universität bestätigt: Feinstaub für 15 Prozent der weltweiten Corona-Todesfälle verantwortlich
Schon länger vermuteten Forscher, dass die Feinstaubbelastung Einfluss auf den Krankheitsverlauf von COVID-19-Patienten hat, da Feinstaub das Immunsystem schwächt und Lungengewebe angreift. Bestätigt wird dies nun durch neue Forschungsergebnisse der renommierten Oxford Universität, die im Fachmagazin "Cardiovascular Research“ veröffentlicht wurden. Demnach gibt es eine Korrelation zwischen hoher Feinstaubbelastung und dem erhöhten Risiko, an COVID-19 zu sterben. Die Wissenschaftler haben berechnet, dass durchschnittlich 15 Prozent der weltweiten Corona-Todesfälle darauf zurückzuführen sind, dass die Opfer über einen längeren Zeitraum schmutzige Luft eingeatmet haben. Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass die Feinstaubelastung ein wichtiger Faktor ist, der das Mortalitätsrisiko durch COVID-19 erhöht.
Europäische Umweltagentur: Europaweit rund 400.000 vorzeitige Todesfälle durch Feinstaubbelastung
Dem aktuellen EUA-Bericht „Luftqualität in Europa — Bericht 2020“ zufolge weisen nur vier europäische Länder Feinstaubkonzentrationen auf, die unter den strengeren Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lagen. Deutschland gehört nicht dazu. In dem Bericht der Europäischen Umweltagentur heißt es weiter, die Feinstaubbelastung verursachte im Jahr 2018 rund 417 000 vorzeitige Todesfälle in 41 europäischen Ländern. Die neue EUA-Analyse beruht auf den aktuellsten offiziellen Daten zur Luftqualität, die 2018 von mehr als 4 000 Überwachungsstationen in ganz Europa gemeldet wurden.
„Die EUA-Daten belegen, dass Investitionen in eine bessere Luftqualität eine Investition in eine bessere Gesundheit und Produktivität für alle Europäer bedeuten.“, sagt EUA-Exekutivdirektor Hans Bruyninckx.
Luftqualität und COVID-19
Der Bericht bestätigt zudem, dass die langfristige Exposition gegenüber Luftschadstoffen Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen verursacht, die beide als Risikofaktoren für einen letalen Verlauf bei COVID-19-Patienten ermittelt wurden. Der ursächliche Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und der Schwere der COVID-19-Erkrankungen ist unklar; hier besteht weiterer epidemiologischer Forschungsbedarf.
ARD-Sendung „Tagesschau“ vom 23.11.2020, 20 Uhr
Die Luftqualität in Europa hat sich zwar verbessert. Dennoch sterben jährlich Tausende Menschen aufgrund der noch immer hohen Luftverschmutzung. Neue Studien scheinen zu belegen, dass die Feinstaubbelastung auch Auswirkungen auf die COVID-19-Todesfälle hat.
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